Myostatin – Gendoping und Zukunft des Bodybuildings
Myostatin und Gendoping
Myostatin ist ein Protein im menschlichen Körper, welches den Muskelaufbau hemmt.
Schon immer in seiner Geschichte strebte der Mensch zu Höherem und zu Stärkerem; war eine Erfindung patentiert, starteten schon die Verbesserungsversuche.
Dies lässt sich leicht an der Waffenentwicklung aufzeigen. Am Anfang reichte noch der einfache Stein, um den Kontrahenten im Kampf um Nahrung oder Besitzansprüche zu klären. Bald darauf merkte der Frühmensch, dass Zacken und Kanten die Effektivität deutlich steigerten. Mit dem bis dahin noch so freundlichen Wanderstock verarbeitet, bedeutete die Geburtsstunde des Speeres.
Tödlich für Mensch und Tier sollten sich nun die Erfindungen türmen bis der Mensch jeden einzelnen Schritt vorsichtig überdenken musste, um unabsehbare Konsequenzen zu vermeiden. An diese Stelle ist Einsteins Zitat aussagekräftiger als die Aufzählung fortzuführen. Der Nobelpreisträger sprach, dass er nicht wisse, mit was im dritten Weltkrieg gekämpft werde, doch dass im vierten wieder Feuer und Steine zum Einsatz kämen.
Der geneigte Leser wird sich nun sicherlich fragen, was dies alles mit dem Bodybuilding zu tun hat und wähnt sich vielleicht in eine dieser langweiligen Geschichtsstunden aus der eigenen Schulzeit, doch wer genau hinsieht, wird Parallelen erkennen.
Völlig chemiefrei begann es mit dem Vater des Bodybuildings, Eugene Sandow. Mit voranschreitender Zeit bekam das Publikum Hunger auf mehr Masse, mehr Definition. Die Ansprüche stiegen und wer ihnen nicht genügen konnte, konnte seine Karriere gleich an den Nagel hängen und sich selbst an den nächsten Baum.
Kamen Sportler an ihre Grenzen, so mussten alte Wege verlassen werden.Verbesserte Ernährung, härteres Training und Nahrungsergänzungen halfen nicht mehr weiter. Die ersten Dopingmittel fanden nun ihren Einsatz, wie zum Beispiel Dianabol, auch besser bekannt als „Thais“. Zur damaligen Zeit auch vollkommen in Ordnung, da Nebenwirkungen unbekannt waren und völliges Neuland mit dem Einsatz von Anabolika, die ursprünglich alle als Medikamente gedacht waren, betreten wurde.
Arnold Schwarzenegger unterstützte sein Training mit diesem Steroid und schaffte sich so seinen beeindruckenden Körper. Doch eines Tages war das Stadium erreicht, in dem die freundlichen Tabletten keine Steigerung mehr schaffen konnten. Hormone wurden nun synthetisiert, es wurde weitergeforscht, immer weiter auf der Suche nach neuen Ufern bis die Wachstumshormone geboren waren. Ihre Wirkung lässt sich hervorragend verdeutlichen, wenn man sich Arnold Schwarzenegger und Dorian Yates am Höhepunkt ihrer Karriere vergleicht.
Heutzutage forscht die Pharmaindustrie fieberhaft an neuen Substanzen – mit Erfolg. Experimente zu einer neuen Stufe des Gendopings waren geglückt und damit setzte der Myostatin-Blocker seinen Weg in die Öffentlichkeit.
Gendoping ist die letzte Stufe auf der Forschungsleiter, doch die Folgen sind unabsehbar. Am besten lässt sich die neue Form der Leistungssteigerung aufzeigen am Blutdoping, das wohl in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt hat und letztendlich die Telekom zum Ausstieg als Sponsor getrieben hat. Damals musste Sportlern wertvolles Blut abgezapft werden, dann mit Sauerstoff angereichert und schließlich wieder hineingepumpt werden. Ein ziemlich zeitaufwendiges und ekelhaftes Verfahren, vor allem wenn mal ein Transportbeutel platzt oder versehentlich zu viel abgezapft wurde. Doch aus dem Genlabor kommt die Lösung und zwar schnell, sauber und kaum nachweisbar. Hierzu bemächtigt man sich eines Virus’, mit dessen Hilfe die gewünschte DNA-Veränderung durchgeführt werden soll. Dieses wird im Reagenzglas so verändert, dass es nun nicht mehr Krankheiten verbreitet, sondern den Körper so umprogrammiert, dass verstärkt rote Blutkörperchen produziert werden. Mit der Spritze injiziert der zuständige Dopingarzt das Virus und schon beginnt der Sportler sich in eine Wundermaschine zu verwandeln. Genauso verhält es sich auch mit Hormonen, wie dem Testosteron. Dieser wird im menschlichen Körper produziert. Will man(n) mehr davon, um zum Beispiel seine Kraftleistungen zu erhöhn, musste man früher noch selber die Substanz von außen her einführen. Hier genügt eine kleine Genmanipulation im Stile wie sie zuvor beschrieben wurde und schon läuft die Produktion auf Hochtouren. Man könnte den Körper in eine Art Computer verwandeln, der je nach Eingabe das gewünschte Hormon herstellen wird.
Doch auch dieser Durchbruch war nicht genug, denn einen Feind gibt es noch, speziell im Bodybuilding: Das genetische Limit – die magische Grenze des Muskelaufbaus, hinter der jedes weitere Kilogramm nur unter größter Disziplin und mit der richtigen Unterstützung (Ich nenne an dieser Stelle bewusst Anabolika) zu erreichen ist.
Den Leistungen der Profis muss aber trotzdem mit größtem Respekt begegnet werden, da durch Doping kein Training ersetzt werden kann. Es muss immer härter trainiert werden, bis der Körper an seine Grenzen stößt und Verletzungen zum bösen Begleiter werden. Auch die eiserne Disziplin bei der Ernährung kann man nicht einfach mit Doping austauschen. Ohne Disziplin kein Erfolg.
Myostatin – das Protein, welches den Muskelwachstum hemmt
Aber zurück zum Thema. Den Verantwortlichen für diese Muskelwachstumsbarriere haben Forscher nun aufgespürt, der Bösewicht heißt Myostatin.
Myostatin ist ein Protein, das im Körper gebildet wird und das Muskelwachstum hemmt. Fieberhaft wird daran gearbeitet, diese
Spaßbremse auszuschalten. Bei Mäusen und Rindern funktioniert es bereits, so dass Rinder mit zum Teil der doppelten Muskelmasse herumspazieren. Auf der einen Seite geben sie so mehr Fleisch, auf der anderen Seite können sie so noch besser Menschen auf die Hörner nehmen. Ich für meinen Fall möchte auf keinen Fall von einem Myostatin-Rind aufgespießt werden.
Nun stelle man sich vor, wie diese Prinzipien sich auf den Menschen übertragen lassen. Das Gen wird durch Gentherapie ausgeschaltet und die Muskeln wachsen und wachsen. Wem das nicht schnell genug geht, kann gern noch Anabolikakonsumieren. Diese Generation an Bodybuildern wird alles je da gewesene hinwegfegen. Die heutigen Mr. Olympia werden fast schon mickrig erscheinen. Unglaubliche Muskelberge wandeln auf der Bühne, Arme schwellen auf über 70cm an, die Trainingslasten werden sich immer weiter steigern. Alle Rekorde in jeder Sportart werden gebrochen werden, Jonny O Jackson’s Trainingslasten verlieren an Bedeutsamkeit, doch der Höhenflug wird nur von kurzer Dauer sein. Der menschliche Körper ist nicht unendlich belastbar. Knochenbrüche beim Training werden keine Seltenheit sein. Auch kann niemand mit absoluter Sicherheit sagen, was dasGendoping anrichten wird. Denn durch unkontrollierten Muskelzuwachs, wie er bei dieser Methode hervorgerufen wird, werden Sehnen und Knochen überlastet. Denn diese brauchen meist wesentlich länger als Muskeln um sich auf die neue Belastung einzustellen. Die Folgen: Sehnenabrisse, Entzündungen und Ermüdungsbrüche. Ein gutes Beispiel für die Belastbarkeit von Sehnen bietet Markus „The german beast“ Rühl. Eines Tages bei den Klimmzügen reißt sein Latissimus einfach ab. Die Last der Muskeln war zu groß und die Sehne zu schwach.
Rühl gehört der Wachstumshormon-Generation an und schon hier zeigt der Körper Grenzen der Belastbarkeit, was wird also geschehen, wenn wir Myostatin blockieren?
Diesen Risiken, denkt nun der geneigte Leser, könnte man mit einer weiteren Gentherapie entgegen wirken, doch das ist einfacher gesagt als getan. Mit jeder Genveränderung (abgesehen vom Blockieren des Proteins Myostatin) entstehen neue Probleme, welche man erneut mit Gendoping beheben müsste, sprich es entsteht ein Teufelskreis. Allerdings ist diese Form absolutes Neuland, kein Mensch weiß, was passieren kann. Diese Eingriffe sind so tief, dass die Folgen nicht absehbar sind. Daher ist dieses Thema mit äußerster Vorsicht zu behandeln. Was passiert wenn etwa durch Verunreinigungen oder sonstige Fehler (Errare humanum est!) der Betroffene sein Muskelwachstum nicht wieder hemmen kann, nachdem die Wunschausmaße erreicht sind? Wird er sich zu Tode wachsen? Werden die Muskeln unkontrolliert wachsen und wird es zu Disbalancen und Haltungsschäden kommen? Wird seine Haut unter dem Druck der neuen Muskulatur reißen? Ein weiterer Aspekt, den man berücksichtigen muss, ist der Einfluss auf die Lebenserwartung. Wie lange wird ein 180kg schwerer Bodybuilder leben können? Das steht wohl in den Sternen. Jedoch sprach einmal ein Experte auf diesem Gebiet, dass nur der sich diese Behandlung antun werde, der bald sterben wolle. Andere erklären, dass diese Methode völlig ohne Nebenwirkungen auskomme. Wie dem auch sei, mit diesem „Steroid“ wird es sich genauso verhalten, wie mit jedem anderen auch. Schädlich sind alle und jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er über seinen Körper verfügt. Vielleicht sind die Nebenwirkungen so drastisch, dass der Myostatin-Blocker verteufelt und verurteilt wird. Vielleicht bleiben negative Nebenwirkungen völlig aus und es wird keine genetische Grenze mehr geben, doch das steht in den Sternen, denn was in den tiefsten und abgeriegelten Laboren der Pharmakonzerne geforscht, gezüchtet und erprobt wird, ist der breiten Masse vorenthalten. Faktum ist, dass das Gendoping in den nächsten Jahren sich aus den Kinderschuhen erheben wird und man befürchtet, dass jetzt schon in der Testphase diese Methode um zum Beispiel degenerative Krankheiten zu heilen von Sportlern missbraucht werden könnte. Abschließend lässt sich sagen, dass die Wege des Bodybuildings vorherbestimmt sind. Das Gendoping wird Einzug halten und was dann passiert, hängt von Athleten, den Lobbies und dem Ärzten ab.